Bei dem mutmaßlichen Terroranschlag vom 10.10.2015 auf eine
regierungskritische
Friedensdemonstration in der türkischen Hauptstadt Ankara sind
mindestens 95 Menschen getötet worden. 500 Menschen seien bei den Explosionen
am Samstag verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu am
Samstag bei einer Pressekonferenz.
Wer steckt hinter dem feigen Anschlag?
Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand.
Um 10.04 Uhr Ortszeit (09.04 Uhr MESZ) erschütterten zwei starke
Explosionen die Umgebung des Hauptbahnhofs von Ankara. Auf Videoaufnahmen war
zu sehen, wie Demonstranten tanzten, als plötzlich hinter ihnen eine gewaltige
Explosion hochging. Am Ort des Anschlags lagen später dutzende Leichen am
Boden, die notdürftig mit Fahnen und Transparenten abgedeckt wurden.
"Eine Demonstration, die Frieden fördern sollte, ist zu einem Blutbad geworden", sagte tränenüberströmt der 52-jährige Ahmet Onen, der mit seiner Frau zu dem geplanten Protestmarsch gekommen war. Nach seinen Worten gab es "eine große Explosion und dann eine kleinere", bevor sich in der Menschenmenge Panik ausbreitete.
Zu dem regierungskritischen Protestmarsch hatte unter anderen die Kurdenpartei HDP aufgerufen. Ihr Ko-Chef Selahattin Demirtas sprach von einem "riesigen Massaker" und einem "barbarischen" Angriff auf diejenigen, die Frieden im Land und kein Blutvergießen wollten. Demirtas äußerte Zweifel, dass die Regierung von dem Anschlag überrascht wurde. "Ist es möglich, dass ein Staat mit so einem starken Geheimdienstnetzwerk im Vorfeld keine Informationen über den Anschlag hatte?" Laut HDP richtete sich der Anschlag gegen die Kurdenpartei, die Sprengsätze wurden demnach am Aufmarschplatz der HDP-Delegation bei der geplanten Demonstration gezündet.
Der Anschlag ereignete sich mitten im Wahlkampf für die vorgezogene Parlamentswahl am 1. November. Der Urnengang findet statt, nachdem die islamisch-konservative Regierungspartei AKP von Präsident Erdogan bei der Wahl im Juni ihre absolute Mehrheit verloren hatte, während die prokurdische HDP den Einzug ins Parlament schaffte. Koalitionsgespräche waren gescheitert.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte zum Anschlag: „Ich
glaube daran, dass die Täter in kürzester Zeit festgesetzt und der Justiz
übergeben werden.“
Augenzeugen hätten
berichtet, es habe sich um zwei Selbstmordattentäter gehandelt. Am Anschlagsort
sei zur Zeit der Detonationen keine Polizei gewesen.
Als Polizisten nach 15 Minuten eingetroffen
seien, hätten die Sicherheitskräfte Tränengas gegen Menschen eingesetzt, die
Verletzten helfen wollten
Täter wollen Klima der Angst schüren
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den
Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara „auf das Schärfste“.
Der „brutale Terroranschlag auf friedliche Demonstranten“ sei zugleich
ein Angriff auf den demokratischen Prozess in der Türkei, erklärte Steinmeier
am Samstag. Den Tätern gehe es offensichtlich darum, im Vorfeld der Parlamentswahl
„ein Klima der Angst und Einschüchterung zu verbreiten und Hass und Zwietracht
zu schüren“. Dies dürfe nicht gelingen.
Alle Kräfte in der Türkei, die ein friedliches Zusammenleben und
gesellschaftliche Aussöhnung wollten, seien aufgefordert, zusammenzustehen und
einer weiteren Eskalation entgegenzuwirken, erklärte der Außenminister. Er
vertraue darauf, dass die „in der türkischen Gesellschaft tief verwurzelten
Kräfte der Demokratie auch diesen Angriff überstehen“.
„Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach der Türkei nach dem
Anschlag ihr "tief empfundenes Mitgefühl" aus. "Wenn sich die
Hinweise auf terroristische Anschläge bestätigen, dann handelt es sich um
besonders feige Akte, die unmittelbar gegen Bürgerrechte, Demokratie und
Frieden gerichtet sind", heißt es in einem Schreiben Merkels an den
türkischen Ministerpräsidenten Davutoglu.“
„Außenminister Frank-Walter
Steinmeier (SPD) rief nach dem "brutalen Terroranschlag auf friedliche
Demonstranten" alle Kräfte in der Türkei dazu auf, einer weiteren
Eskalation entgegenzuwirken. Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisehinweise
für die Türkei.“