Ya Ali

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Mittwoch, 15. April 2015

>Die Westen und ihren Alliierten unterstützten die Terrorgruppen in Nahen Osten«

Syriens Präsident Assad wirft in US-Magazin Westen vor, 
Al-Qaida und IS zu befördern
Karin Leukefeld

Das US-amerikanische Magazin Foreign Affairs hat in seiner aktuellen Ausgabe vom 26. Januar 2015 ein ausführliches Interview mit dem syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad über den Krieg gegen sein Land geführt. Die Kämpfe gehen in diesem Frühling in das fünfte Jahr. 
Israels Premierminister Benjamin Netanyahu schüttelt 
Hände mit Militanten in einem israelischen Feldlazarett
im besetzten syrischen Golan-Höhen am 18. Februar 2014.
Israel behandelt Syrien Kämpfer – PressTV – 31.03.15
Die USA und der Westen müssten aufhören, einen »Schutzschirm« über die Kampfverbände zu halten, indem sie diese als »moderate Opposition« unterstützten. »Sie wissen, dass wir hier vor allem Al-Qaida, ISIS und die Nusra-Front haben«, so Assad. Den USA und der westlichen Welt wirft der syrische Staatschef vor, Einfluss in der Region ausüben zu wollen, ohne zur Kooperation mit den Staaten bereit zu sein und deren Souveränität anzuerkennen. Das unterscheide den Westen vom Iran.

Einen militärischen Sieg werde es in Syrien nicht geben, räumte Assad ein. »Alle Kriege in der Welt wurden mit einer politischen Lösung beendet.« Anders, als es in Medien oft dargestellt werde, sei Syrien nicht in »Mini-Staaten« aufgeteilt, die Syrer wollten die Einheit des Landes. Die könne nur eine Regierung herbeiführen und darum habe seine Regierung heute mehr Unterstützung als zuvor. In Syrien gehe es nicht um einen »konfessionellen oder ethnischen Streit«, es gehe um verschiedene Fraktionen, die Gebiete militärisch kontrollieren wollten.

Bildergebnis für bilder von rabbiner mit isis flaggeSeine Regierung sei von Anfang an zum Dialog bereit gewesen, so Assad. Es gehe um die Interessen der Syrer, »nicht um die einer Opposition oder der Regierung«. Letztendlich müsse jede Lösung, auf die man sich einigen könne, durch ein Referendum bestätigt werden. »Wenn es darum geht, die Verfassung oder das politische System zu verändern, muss man sich an das syrische Volk wenden.« Die syrische Regierung sei bereit, sich mit jedem von der Opposition zu treffen, »aber wir müssen jeden fragen, für wen er spricht«. Er unterstütze den Plan des UN-Sondervermittlers für Syrien, Staffan de Mistura, der für die Stadt Aleppo einen Waffenstillstand erreichen und den Konflikt »einfrieren« will. 
Allerdings habe die syrische Regierung das, was de Mistura vorgeschlagen habe, schon längst an vielen anderen Orten Syriens verwirklicht. »Wir haben das in Homs gemacht, einer großen Stadt. Wir haben es in kleineren Orten, Vororten und Dörfern umgesetzt und waren erfolgreich.«

Um eine Lösung zwischen den verschiedenen Gruppen in Syrien zu erreichen, müsse die Regierung »direkt mit den Rebellen« sprechen. Davon gebe es zwei Richtungen, so Assad: »Die Mehrheit gehört zu Al-Qaida, ich meine ISIS und Al-Nusra und ein paar andere ähnliche Gruppen, die aber kleiner sind. Was übrig bleibt sind die, die Obama als (…) ›moderate Opposition‹ bezeichnet. Aber sie gehören nicht zur Opposition, sie sind Rebellen. Und die meisten von ihnen haben sich Al-Qaida angeschlossen. Erst kürzlich haben viele diese Gruppen verlassen und sind zur Armee zurückgekehrt.« Die ehemaligen Deserteure hätten erklärt, »wir wollen nicht mehr kämpfen«, also blieben nur wenige von den sogenannten Moderaten übrig.

Assad forderte die Umsetzung der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 (August 2014), in der die Nusra-Front und der »Islamische Staat« (IS, früher ISIS) als »terroristische Organisationen« gelistet worden waren. Eindeutig heiße es da, dass »jede militärische, finanzielle oder logistische Hilfe für diese Gruppen« unterbunden werden müsse. »Aber die Türkei, Saudi Arabien und Katar tun genau das weiterhin«, so Assad. Dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan warf er vor, »persönlich für das Geschehen in Syrien verantwortlich« zu sein. Der Staatschef des Nachbarlandes sei »fanatisch« und hänge »der Ideologie der Muslimbruderschaft an, die die Basis für Al-Qaida ist«. Die Bruderschaft habe den gewaltsamen politischen Islam seit ihrer Gründung Anfang des 20. Jahrhunderts propagiert und den Säkularismus angegriffen. Der Westen habe einen Fehler gemacht, diese Gruppe in Tunesien, Ägypten und Libyen zu unterstützen. Statt dessen sollten sie »Frieden in der Region und wirtschaftliche Entwicklung fördern«, so Assad. Der Westen müsse den »Säkularismus, Bildung und Modernisierung in den Gesellschaften« unterstützen.


Kritisch äußerte sich der syrische Präsident auch zur Rolle Israels, das »die Rebellen in Syrien unterstützt«. Jedesmal, wenn die syrische Armee Fortschritte erzielt habe, habe Israel zu deren Schwächung angegriffen. In Syrien machten die Leute schon Witze darüber und sagten: »Wie könnt Ihr sagen, Al-Qaida hat keine Luftwaffe? Sie haben die israelische Luftwaffe.«

Quelle: Vollständiger Wortlaut des Interviews (englisch): http://kurzlink.de/assad-interview